Reisebericht Bordeaux Primeur 2023

Im Mekka der Weinliebhaber

Jedes Jahr im April lädt Bordeaux Händler und Journalisten zur Primeur-Verkostung ins Mekka der Weinliebhaber ein. Dieses System ist weltweit einzigartig und besteht seit über 100 Jahren.

Es ist wichtig, den Jahrgang vor Ort kennen zu lernen. Natürlich kann man zu Hause Verkostungsberichte, Bewertungen und Preise lesen und die Weine entsprechend kaufen. Aber bei der Primeurwoche in Bordeaux kann man alle Weine kompakt probieren und vor allem Meinungen und Stimmen einfangen und sich so zusammen mit der Verkostung ein Gesamtbild machen.

Es gibt verschiedene Gemeinschaftsverkostungen vieler Weingüter beim traditionellen sogenannten „Silent Tasting“ im Hanger 14 gleich am ersten Tag der Primeurwoche. Dazu gibt es die einzelnen Appellationsverkostungen in den Anbaugebieten und natürlich die Einzelverkostungen in den Châteaux selbst. Einige Negociants, die ein großes Portfolio unterschiedlichster Chateaux besitzen, bieten auch selbst umfangreiche Verkostungen in ihren Räumen an. Im Laufe der Woche (dieses Jahr vom 22. bis 26. April) hat man so die Gelegenheit, viele Weine mehrmals zu probieren.

Unsere Reise beginnt traditionell mit besagtem Silent Tasting und führt uns zunächst nach Pessac-Léognan. Am Dienstag besuchen wir das Médoc mit den Hauptappellationen Margaux, Haut Médoc, St. Julien, Pauillac und St. Estèphe und am Mittwoch das so genannte rechte Ufer mit seinen Star-Appellationen St.-Émilion und Pomerol.

Für den Primeurjahrgang 2023 steht Bordeaux vor einigen Herausforderungen. Nach dem Jahrhundertjahrgang 2022 waren die Wetterbedingungen etwas schwieriger. Zu Beginn war es feucht mit teilweise hohem Mehltaudruck. Am Ende spielte das trockene und warme Wetter den Winzern vor allem vor der Lese in die Karten und man konnte reife und gesunde Trauben in die Keller bringen. Allerdings muss man in diesem Jahr sehr selektiv vorgehen. Der Merlot hat besonders unter dem Mehltaudruck gelitten, so dass viele Weine deutlich höhere Cabernet-Anteile besitzen, als in den Jahren zuvor. Neben hervorragenden Weinen gibt es auch viel Mittelmaß, so dass es noch wichttiger war, als Händler vor Ort auswählen zu können.

Es gibt keine Appellation, die besonders hervorsticht. In allen Anbaugebieten des rechten und linken Ufers gibt es Weine, die im Kontext der großen Vorgänger (2018, 2019, 2020 und 2022) einige Bordeaux-Liebhaber sehr überraschen werden. Einige kommen sogar an die 2022er heran oder haben sie bereits erreicht.

Insgesamt sind die besten Weine sehr harmonisch, saftig und elegant. Allerdings ist es schwierig, diesen Jahrgang mit einem seiner Vorgänger zu vergleichen.

Die Entwicklung der letzten Jahre hat zu mehr Präzision im Keller geführt. Auch der Stil hat sich in den letzten Jahren wieder hin zu eleganteren Weinen mit mehr Finesse und Frische entwickelt. Man besinnt sich also wieder auf die eigentlichen Stärken, die Bordeaux so einzigartig machen. Die meisten Weine sind auch nicht mehr so stark von neuem Holz und Überextraktion geprägt.

So kann man sich gerade in diesem Jahrgang wieder auf Weine freuen, die sehr früh trinkreif sind und durch ihre feine Eleganz überzeugen.

Was ist Subskription?

Unser Bordeaux Experte Rudolf Goetz stellt Ihnen jede Woche neue Weine der Subskription 2023 vor. Wir halten Sie auf dem Laufenden!

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