Rebsorte
Gewürztraminer
Kaum eine Rebsorte polarisiert so sehr wie der Gewürztraminer. Schon sein Name verrät, worum es geht: um Intensität, Würze und ein unverwechselbares Aromenspektrum, das von Litschi, Bitterorange und Rosenblättern bis zu Marzipan reicht. Es ist kein dezenter Wein und das soll er auch nicht sein. Manche mögen das, andere lehnen die Duftwolke ab. Genetisch ist der Gewürztraminer nahezu identisch mit dem Savagnin oder Roten Traminer, doch aromatisch zeigt er sich von ganz eigenem Charakter. Er zählt zu den ältesten bekannten Rebsorten Europas und bringt goldgelbe, manchmal leicht kupferfarbene Weine hervor, die an Fülle, Duft und Ausdruck kaum zu übertreffen sind. Sein hoher Extrakt und Alkoholgehalt – oft über 14 % – werden durch Konzentration, Aromendichte und manchmal auch durch eine feine Restsüße ausbalanciert. So entstehen Weine von erstaunlicher Harmonie, die zudem hervorragend reifen können. Das ist die eine Seite des „Gewürz“, wie er im englischsprachigen Raum gerne genannt wird. Die andere ist die ganz trockene Variante, wie sie in Südtirol oft erzeugt wird und in ganz Italien sehr begehrt ist. Dazu kommt, dass man aus der spät reifenden Sorte hervorragende Orangeweine, also maischevergorene Weißweine erzeugen kann. Weltweit wächst Gewürztraminer auf rund 13.000 Hektar. In Deutschland sind es gut 1.000, in Österreich rund 280, Frankreich und Italien stellen die größten Anteile. Eine kleine, aber charakterstarke Rebe – und ein großer Verführer im Glas.