In vielen Regionen wurden Frauen, die Weingüter führen lange schräg angesehen, haben Sie das auch noch so wahrgenommen oder kommst es Ihnen auch heute noch manchmal so vor?
Anfänglich wurde oft mein Mann bei Tischpräsentationen zu den Weinen befragt, weil es vor 25 Jahren doch noch das klassische Bild war, dass der Mann der Betriebsinhaber ist, und die Frau in den Betrieb eingeheiratet hat … aber das hat sich dann zügig gewandelt.
Sind Sie bewusst auch mit anderen Winzerinnen in Gespräch und gibt es da ein besonderes Verständnis? Anders als im Kontakt mit männlichen Kollegen?
Tatsächlich treffe ich mich einmal im Jahr bewusst mit meinen Geisenheimer Mädels, und dann tauschen wir uns auch weinbaulich und betrieblich sehr aus. Aber es ist mehr ein Freundinnen-Wochenende.
Es gibt schon Frauen, die lieber nur unter Frauen probieren, damit sie in „geschützter Atmosphäre“ probieren und sich austauschen können. Und mit denen probiere ich auch gerne. Aber genauso gerne verkoste ich mit gemischten Gruppen, oder auch nur männlichen Probanden. Mein Verhalten, meine Verkostung und der Austausch sind dabei gleich. Meine Erfahrung zeigt: Jede und Jeder hat beim Verkosten Nuancen, die er/sie besonders gut wahrnehmen kann und andere sensorische Merkmale, die man nicht so präzise entdeckt. Das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun.
Der Weltfrauentag wurde erstmals am 8.3.1911 begangen. Finden sie ihn heute noch zeitgemäß? Wie steht es Ihrer Meinung nach überhaupt um die Rechte der Frauen aktuell?
Ich persönlich fühle mich absolut gleichgesetzt als Frau. Dennoch kenne ich in meinem Umfeld außerhalb des Weinbaus auch in Deutschland genügend Frauen, die beispielsweise in Ihrem Beruf härter arbeiten müssen, als ihre männlichen Kollegen. Und es gibt so viele Länder, in denen die Frauen deutlich weniger Rechte haben als Männer.
Ein Weingut kann ja schon viel Zeit in Anspruch nehmen. Für was bleibt denn sonst noch Zeit? Gibt es noch andere Leidenschaften, die Sie ausleben können?
Ich liebe es, Zeit mit meinem Mann und mit unseren Kindern zu verbringen. Freunde treffen, gemeinsam kochen und Wein genießen, und ein gutes, tiefsinniges Gespräch.
Was war denn überhaupt Ihre bisherige Sternstunde in Sachen Wein?
Dass mein Vater UND ich gemeinsam zum „Winzer des Jahres“ im Jahr 2017 vom Gault Millau ausgezeichnet wurden. Und dass wir schon 2 x im Falstaff 100 Punkte erhalten haben.
Gibt es eine Weinregion außer Ihrer eigenen, die Sie besonders mögen oder in der Sie noch nicht waren, aber unbedingt einmal bereisen möchten?
Baden, Ahr, Champagne und das Burgund bereise ich sehr gerne. Sie sind nicht so weit weg und der Genuss ist sehr groß.
Was steht im Weingut an? Wird es in näherer Zukunft etwas Neues geben, was Sie schon verraten können?
Bald wir das 2023er Auf der Rausch Große Gewächs gelauncht und auch auf unseren 2021er Sekt, der noch bei den Raumlands liegt, bin ich schon sehr gespannt.
Wir danken Ihnen!